Für den Strand des Camping Seehof gibt es keinen Pachtvertrag mehr. Da es auch keine Nutzungs-Vereinbarung für die Wege gibt, sperren die Besitzer nun ihre privaten Durchgänge. Es kam zu nächtlichem Vandalismus. Die Polizei war vor Ort.
KRAMSACH (cm) Außen-stehenden kann man die Situation am Reintaler See nur schwer erklären. Fest steht: Das Verhältnis zwischen den Besitzern der Grundstücke und des Sees ist „schwierig“. Um das Natur-Juwel trotzdem für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, pachtet das Land Tirol seit über 30 Jahren die Strände und die Wasserfläche von den Besitzern und vergibt in der Folge die Verwaltung an einen Betreiber.
Etliche Jahre war dieser Betreiber die Gemeinde Kramsach, die den See bewirtschaftet hat. Später wurde dann an private Betreiber vergeben.
Aktuell hat Andreas Brunner (Brantlhof/Seeblick) den Zuschlag für die Bewirtschaftung des Sees. Er verwaltet damit auch die öffentlichen Parkplätze und die öffentlichen Strände.
Dass mit Andreas Brunner ausgerechnet einer der Besitzer am See den Zuschlag für die gesamte Bewirtschaftung erhielt, führte naturgemäß zu Meinungs-Verschiedenheiten mit seinem Nachbarn, Alois Brunner. Das Verhältnis ist seit Jahren angespannt.
Denn nunmehr kassierte die neue Verwaltung vom Camping Seeblick auf dem Strandgrundstück des Nachbarn, Camping Seehof. Die Besitzer des Seehof entschieden sich daher, ihren Strand nicht länger an das Land Tirol zu verpachten und das Gelände fortan selber zu bewirtschaften.
Ärger über Nachbar und Gemeinde
Gäste des Brantlhofs nutzten weiterhin den Zugangs-Weg über das Grundstück des Seehof zum Wasser. Hierbei handelt es sich aber um Privatbesitz. Die Seehof-Besitzer gewährten den Durchgang laut Pachtvertrag mit dem Land Tirol aber nur „bis auf Widerruf“.
„Während wir unseren Privatbesitz für alle Wanderer, Sportler und die Gäste des Nachbarn zur Verfügung stellten, wird die Grundparzelle 2084, ein öffentlicher Fahr-, Geh- und Radweg der Gemeinde, vom Brantlhof als Abstellplatz verwendet und mit Schranken versehen, anstatt gekennzeichnet und ausgeschildert. Wir haben der Gemeinde gesagt, dass wir unseren privaten Durchgang sperren, wenn der öffentliche Weg weiter vom Brantlhof genutzt wird. Und das haben wir auch getan“, heißt es vom Seehof.
Die Gemeinde hat mittlerweile einen Teil der Grundparzelle 2084 an Camping Seeblick vermietet, da es von den Nachbarn Anzeigen wegen abgestellter Fahrzeuge gab.
Andreas Brunner vom Seeblick, der die GP 2084 pachtet, dazu: „Gehen und Radfahren ist am Weg trotz Pacht ungehindert möglich. Lediglich über Nacht wird der Schranken zum Schutz der Camper geschlossen. Die Nachbarn müssen selber wissen, was sie sperren. Mehr will ich dazu nicht sagen.“
Nächtlicher Vandalismus
Die Besitzer des Seehof pflanzten also eine Hecke, um ihr Privatgrundstück abzugrenzen. Diese Büsche wurden fast zwei Wochen lang Nacht für Nacht ausgerissen, mehrfach wurde das Hinweisschild „Durchgang bis auf Widerruf gestattet“ ausgerissen. Also errichtete Alois Brunner auch einen Draht-Zaun. Dieser wurde in der Nacht prompt mehrfach durchgeschnitten und diesmal wurden auch die Bäume gestohlen. Die Besitzer des Seehof verständigten die Polizei und erstatteten Anzeige. Der Sachschaden beträgt mehrere 100,- EURO.
Bgm. Manfred Stöger zur Situation: „Der Geh- und Radweg ist immer offen. Und markieren muss man den Weg nicht, weil das Gelände diesen Weg ja eindeutig vorgibt.“
Der Seehof wirft Gemeinde und Tourismusverband zudem vor, man würde den Zugang zur Wasserfläche für Seebewirtschafter Andreas Brunner jährlich mit 6.000,- EURO Steuergeld stützen. Dazu Bgm. Stöger: „Das ist so nicht richtig. Das ist zustande gekommen, weil die Seebesitzer, damit auch der Seehof, 12.000,- EURO mehr Pacht für den See verlangt haben. Das war dem Land zu viel also hat man sich auf diese Lösung geeinigt. Das ist nicht nur für den Camping Seeblick, sondern für den gesamten See. Das Geld geht in die Seenkasse und wird dann auf die Seebesitzer aufgeteilt.“
Museums-Weg bald gesperrt?
Auch ein Teil des Wanderweges zum Höfemuseum gehört den Besitzern des Seehof. „Da man mit uns nicht spricht und die Gemeinde auch nicht fähig ist, Nutzungs-Verträge zu errichten, wird als nächstes der Weg zum Höfemuseum gesperrt. Auch der Weg zur Halbinsel gehört uns und wird gesperrt, wenn es keine Einigung gibt“, heißt es.
Dem entgegnet Bgm. Manfred Stöger: „Es hat Gespräche gegeben und es wird auch wieder Gespräche geben, damit man diese Zugangswege offenhalten kann. Bezüglich Weg zum Höfemuseum wurde eine Vereinbarung vorbereitet, die leider von Alois Brunner nicht unterfertig wurde. Man muss schauen, dass man das im Zuge der Seepacht-Verlängerungen wieder unter einen Hut bringt...“